Hyposensibilisierung durch Viren bei Allergien gegen Nahrungsmittel
In der heutigen Zeit nimmt die Anzahl an Kindern und Erwachsenen, die unter einer Lebensmittelallergie leiden, rasant zu. Hier hilft es bisher meist nur, die Auslöser der Allergie zu meiden. Anders als bei der Pollenallergie ist keine herkömmliche Hyposensibilisierung möglich. Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts wählten jetzt einen ganz neuen Weg der Hyposensibilisierung bei Lebensmittelallergien, wie das Magazin Curado berichtete.
Viren als Heilmittel
Kürzlich ist es Forschern des Paul-Ehrlich-Institus durch das Hinzuziehen modifizierter Impfviren gelungen, eine Lebensmittel-Allergie gegen Hühnereiweiß zu verhindern. In einem Allergiemodell transportierten diese Viren die genetischen Informationen des Allergens in die Zellen des Immunsystems und wandelten es in Proteine um, um den Körper an das Allergen zu gewöhnen. Außerdem hat der Virus einen immunmodulatorischen Effekt. Der Virus Vaccinavirus Ankara (MVA) hat sich in zahlreichen klinischen Prüfungen im Bereich der Infektionsmedizin als sicher durchgesetzt und wurde daher für diese Hyposensibilisierung verwendet.
Die Hyposensibilisierung
Anders als bei der Hyposensibilisierung von Pollenallergien werden hier demnach nicht direkt Allergenextrakte genutzt, sodass das Immunsystem erst dann mit dem Allergen in Kontakt kommt, wenn sich das Allergen bereits auf der Oberfläche spezieller Zellen befindet. Eine schwere allergische Reaktion, wie sie vorkommt, wenn das Allergen über die Nahrung aufgenommen wird, ist nicht zu erwarten. Tests mit Mäusen haben bereits erwiesen, dass keine hohe Zunahme der allergieauslösenden OVA-spezifischen IgE-Antikörper erfolgt, wenn nach der „Impfung“ mit dem Virus in Verbindung mit dem Gen für das Hühnereiweiß Ovalbumin (MVA-OVA), Hühnereiweiß aufgenommen wird. Während die Sensibilisierung mit Ovalbumin bei den Mäusen zu Symptomen wie Gewichtsverlust, Durchfall oder eine Abnahme der Körpertemperatur führte, blieben die Symptome durch die „Impfung“ mit MVA-OVA aus. Zusammen mit den Forschern der Universität Tokio wurde außerdem nachgewiesen, dass auch die entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut verhindert wurden. Zusätzlich wurde die lokale Immunantwort im Dünndarm untersucht. Die Forscher konnten nachweisen, dass eine veränderte Ausschüttung der Zytokine erfolgte und die allergische Reaktion der TH2-Helferzellen zusätzlich gehemmt wurde. Die TH2-Helferzellen reagieren normalerweise bei einer Allergie sehr stark auf harmlose Antigene. Darüber hinaus wurde durchaus gewünschte Antwort der TH1-Helferzellen gefördert. Damit wurde der erwünschte Erfolg bestätigt und eine Normalisierung der Immunreaktion erreicht.
Für die Zukunft
In nächster Zeit wird es darum gehen zu prüfen, wie lang anhaltend der Allergieschutz durch die „Impfung“ tatsächlich ist und inwiefern sich mit dieser Therapie vorhandene Allergien bekämpfen lassen. Außerdem ist zu klären, ob es möglich ist, dieses Allergiemodell auf andere Lebensmittelallergien zu übertragen.